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Was ich von Jesus und Markus Spieker übers Beten gelernt habe

An einem goUnity-Event habe ich den Journalisten Markus Spieker interviewt. Das hat mir wieder einmal vor Augen geführt, wie der Lebensstil von Jesus unserem Zeitgeist widerspricht. Hier teile ich meine wichtigsten Erkenntnisse mit dir.

Am 10. April durfte ich als neuer Teilzeitmitarbeiter von LabOra bei einem Anlass von GoUnity im "The Circle" am Flughafen Zürich ein spannendes Interview mit Markus Spieker führen. Er ist bekannt als Journalist, Autor und Historiker.

gounity

Markus Spieker hat mit "Jesus. Eine Weltgeschichte" ein monumentales Werk vorgelegt, das den Nazarener nicht nur als Sohn Gottes, sondern als faszinierend lebendigen Menschen zeichnet. Besonders eindrucksvoll sind seine Erkenntnisse über Jesu Lebensstil – und noch mehr: über sein Gebetsleben. Denn für Spieker ist das Gebet keine Randnotiz im Leben Jesu – es bildete sein innerstes Kraftzentrum.

Gebet als Quelle der Klarheit

Jesus war ein Mensch des Gesprächs. Er sprach nicht nur mit Menschen, sondern vor allem mit Gott. Spieker beschreibt eindrucksvoll, wie Jesus immer wieder die Menge verliess, um allein zu sein. Diese Rückzugsorte waren keine Flucht, sondern Orte der Ausrichtung. "Jesus betete nicht, um fromm zu wirken – er betete, um klar zu bleiben", könnte man zusammenfassend sagen.

"Gebet ist für Jesus nicht Meditation zum Selbstzweck, sondern Begegnung – mit dem Vater, der sendet, liebt und stärkt."

Jesus betet vor wichtigen Entscheidungen: vor der Wahl seiner Jünger, vor seinem Gang nach Jerusalem, in Gethsemane. Das zeigt: Für ihn ist Gebet keine Pflichtübung, sondern der Ort, an dem sich Himmel und Erde berühren.

Ein Gebetsleben im Rhythmus

Spieker erkennt bei Jesus einen tiefen Rhythmus: Rückzug – Gebet – Hingabe. Dieser Rhythmus schützt Jesus davor, sich im Aktionismus zu verlieren. In einer Zeit, in der Menschen ständig verfügbar sind, wirkt Jesu Lebensart fast revolutionär. Er sagt auch einmal zu seinen Jüngern (Markus 6,31): "Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus."

Markus Spieker

Gebet als Beziehung – nicht als Ritual

Besonders faszinierend findet Spieker, wie direkt und kindlich Jesus mit Gott spricht. Das aramäische respektive hebräische Wort "Abba", das er benutzt, wirkt fast schon intim – wie ein Kind, das "Papa" sagt. In dieser Nähe liegt etwas Unverkrampftes. Keine religiöse Show, keine theologische Abhandlung – sondern eine vertraute Verbindung.

"Jesu Gebet ist nie Show – es ist Echtheit pur. In der Dunkelheit von Gethsemane ringt er, schwitzt Blut, ruft laut. Und doch bleibt er geborgen."

Gebet verändert: nicht Gott, sondern den Beter

Spieker zeigt auch: Jesus betet nicht, um Gott zu informieren oder um Umstände zu manipulieren. Er betet, um sich selbst in Gottes Willen hineinzufinden. In Gethsemane wird das besonders deutlich: "Nicht mein Wille, sondern deiner geschehe." Das Gebet verändert nicht zuerst die Welt, sondern den Beter.

Fazit: Wer Jesus verstehen will, muss sein Gebetsleben verstehen. Für Markus Spieker ist das Gebet der verborgene Motor des Wirkens von Jesus – und ein Schlüssel auch für unser Leben heute. Es geht nicht um Leistung, sondern um Verbindung. Nicht um schöne Worte, sondern um Echtheit. Nicht um Rückzug von der Welt, sondern um Rückbindung an das Wesentliche.

Ruedi Josuran ist Moderator, Journalist, Autor und unterstützt LabOra in Sachen Coaching & Communication.