Inspiriert vom Kurs "Umdenken am Arbeitsplatz" hat Ruben Häfeli beim Gartenbauer Hodel & Partner eine Gebetsgruppe ins Leben gerufen. Jetzt merkt er: Beim Beten verhält es sich wie in der Natur – das Wichtigste geschieht oft unter der sichtbaren Oberfläche.
Ruben Häfeli hat vor rund zwei Jahren den Kurs "Umdenken am Arbeitsplatz" besucht. Als bekennender Christ war er neugierig darauf zu erfahren, was der Kurs für ihn bereithielt. Der Gedanke, den Glauben am Arbeitsplatz zu leben, hat ihn begeistert und nicht mehr losgelassen. In seinem Kopf hat er die Idee weitergesponnen, wie er dieses Vorhaben in seinem Arbeitsumfeld wohl umsetzen könnte. Etwas war von Anfang an klar: Es würde Mut brauchen – in der Welt des Gartenbaus.
Dennoch hat Ruben sich ein Herz gefasst, und zusammen mit einem christlichen Arbeitskollegen beschlossen, eine Gebetsgruppe in der Unternehmung zu starten. Das Bestreben, den Glauben am Arbeitsplatz zu leben, sollte zum Wohl der Mitarbeitenden werden und nicht einfach ein frommer Wunsch bleiben. Dies dürfte auch im Interesse der Vorgesetzten liegen. Mit diesem Argument wandten sich die beiden an die Geschäftsleitung. Entsprechend verspürten Ruben und sein Kollege im Vorfeld des Gesprächs Zweifel und Unsicherheit.
Zu weit aus dem Fenster gelehnt?
Was, wenn sie sich zu weit aus dem Fenster lehnten? Wie würden die Vorgesetzen wohl reagieren? Ob er sein Vorhaben auch vorgebracht hätte, wäre er ganz allein gewesen, vermag Ruben nicht mit Sicherheit zu sagen. Vermutlich nicht. Aber gemeinsam brachten sie den Mut auf dafür.
Die Erleichterung war gross, als die Reaktion der Geschäftsleitung durchwegs positiv und unterstützend ausgefallen war. Im Zentrum stand schliesslich das Wohl aller und der Auftrag laute, die Gesundheit und das Wohlergehen der Mitarbeitenden zu fördern.
Ein super Start …
Wie sieht es heute aus mit dieser Gebetsgruppe? Gut zwei Jahre später gibt es ein Plakat im Pausenraum, auf dem die Angestellten über das Angebot des Morgengebets aufmerksam gemacht werden. Dieses findet einmal pro Monat, eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn, statt. Die Mitarbeitenden können Ruben ihre persönlichen Anliegen über WhatsApp mitteilen. Zu Beginn wurde das Angebot von verschiedenen Seiten in Anspruch genommen wurde. Mit der Zeit sind die Anliegen jedoch weniger geworden und trotz Aufruf wurden die Teilnahmen immer seltener.
… aber das Tempo lässt nach!
Woran könnte das liegen? Ist die Gebetsgruppe gescheitert? Es müsste auf der Hand liegen, dass Ruben darüber enttäuscht ist, dass die Idee, die er mit so viel Elan vorangetrieben hat, nun immer weniger Anklang findet. Doch dem ist nicht so. "Wir sind uns gewohnt, dass immer alles sichtbar sein muss. Erfolg manifestiert sich in Form von Interesse und Zulauf. Doch was im Unsichtbaren passiert, wird dabei massiv unterschätzt. Gott wirkt nicht nur an der Oberfläche, sondern auch oder vor allem darunter. Das Gebet verändert nämlich auch den Betenden und dessen Persönlichkeit. Wenn ich beispielsweise für einen Mitarbeitende bete, den ich eigentlich gar nicht so mag, passiert etwas mit mir. Ebenso sorgt das Gebet dafür, dass Gott präsent bleibt im Unternehmen. Was sich dadurch im Herzen der Mitarbeitenden abspielt, können wir nicht erahnen. Oft ergeben sich besondere Gespräche dank dem Umstand, dass wir sichtbar werden und uns zu Jesus bekennen."
Klischee der "harten Kerle"
Über die Gründe, warum das Interesse am Morgengebet weniger geworden ist, kann Ruben nur mutmassen. Es sei ein eher raues, von Männern dominiertes Umfeld. Das Klischee des "harten Kerls" halte sich in der Branche des Gartenbaus hartnäckig, was es schwierig mache, Schwäche zu zeigen. Man exponiere sich möglicherweise oder habe Angst, von einem Kollegen beim Morgengebet gesehen zu werden – oder noch schlimmer: allein beim Morgengebet zu erscheinen. Ebenso ist der Arbeitsalltag eines Landschaftsgärtners anstrengend und von langen Arbeitszeiten geprägt. Sich eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn einzufinden, also bereits um 6.00 Uhr auf der Matte zu stehen, schrecke den einen oder anderen ab.
Und doch gibt es mehr als genug Gebetsanliegen. Wie in jedem anderen Unternehmen gibt es auch bei Hodel & Partner Ausfälle infolge Krankheit, Verletzungen oder Todesfälle in der Familie.
Ruben Häfeli betet nach wie vor einmal pro Monat am Arbeitsplatz für seine Kolleginnen und Kollegen. Er empfindet das Gebet als glücklicher Start in den Tag. Und wer weiss: Vielleicht häufen sich die Anliegen wieder und es trauen sich wieder mehr Mitarbeitende. Er möchte all jenen Mut machen, die aus Angst vor möglichen Reaktionen seitens von Kolleginnen, Kollegen oder Vorgesetzten vor solch einem Schritt zurückschrecken: "Die Befürchtungen, die ich im Vorfeld hatte, haben sich in keiner Weise bestätigt. Traut euch und habt Mut. Es lohnt sich."
Das Angebot besteht, und Gottes wirken passiert auch im Verborgenen.
Ein Video zu Ruben Häfelis Gebetsgruppe ist auf YouTube verfügbar: https://youtu.be/MLkw06Cv_uI
Stephanie Hämmerli ist Leiterin Administration der Stiftung LabOra.